Wirkprinzipien der Misteltherapie
Von welchen Wirkprinzipien der Misteltherapie können wir ausgehen?
Insgesamt unterscheiden wir vier verschiedene Wirkprinzipien der Misteltherapie:
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Wirkung auf das Immunsystem
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Wirkung auf die Tumorzelltoxizität
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Wirkung auf die Erbsubstanz
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Wirkung auf die Psyche.
Diese vier Wirkungen sind für eine Krebstherapie unabdingbar. So wirkt die Mistel zum einen auf das Immunsystem, indem sie B-Zellen, T-Zellen, Zytokine, Granulozyten, Naturalkillerzellen sowie Monozyten und Makrophagen stimuliert. Zum anderen wird durch Mistellektine und Viscotoxine die Tumorzelltoxizität ausgelöst im Sinne einer vermehrten Apoptose von Tumorzellen und im Auftreten einer Tumorzellnekrose.
Die Wirkung auf die Erbsubstanz besteht in einer Stabilisierung der DNA, die sehr wichtig ist, da durch die heutige naturwissenschaftliche Krebstherapie die DNA beschädigt wird und weitere Tumorerkrankungen dadurch ausgelöst werden können.
Die Wirkung auf die Psyche wird vermittelt durch die vermehrte Ausschüttung von Beta-Endorphinen und verwandten Substanzen. Weiterhin docken einzelne Mistelinhaltsstoffe an den Serotoninrezeptoren im Gehirn an. Dies führt dazu, dass sich viele Krebspatienten unter einer Misteltherapie deutlich besser fühlen.
Wie können wir uns die immunologischen Wirkungen der Misteltherapie vorstellen?
Dazu muss man zunächst davon ausgehen, dass in der Mistelpflanze über 1000 Inhaltsstoffe analysiert worden sind. Wichtig sind folgende Punkte:
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Die Mistel ist die DNA-reichste Blütenpflanze überhaupt.
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Die Mistel enthält etwa 600 verschiedene Eiweißstoffe, wobei das Proteinmuster vom Wirtsbaum und vom Geschlecht der Mistel abhängig ist.
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Im Gesamtextrakt finden wir über 20 verschiedene Lektine, wobei die Hauptlektine I, II, III und IV durch Unterlektine (Isolektine) ergänzt werden.
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Die Viscotoxine sind ebenfalls in größerer Anzahl, wahrscheinlich in mehr als sechs Varianten, enthalten.
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Der Gesamtextrakt enthält eine Vielzahl verschiedener Enzyme.
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Wir finden einen hohen Gehalt an Thiolen, also schwefelhaltigen Verbindungen.
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Der Gesamtextrakt enthält zehn verschiedene Fette.
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In neuerer Zeit wurden vier verschiedene Phytosterole entdeckt.
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20 verschiedene Flavonoide sind bislang entdeckt worden.
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Man unterscheidet 15 verschiedene Phenylpropane.
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Die Mistel enthält zahlreiche Mineralien, z.B. Kalium und Phosphate.
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Trotz dieser zahlreichen bekannten Inhaltsstoffe gibt es viele Bestandteile, die noch genau definiert und untersucht werden müssen.
Die genannten Inhaltsstoffe haben eine Vielzahl immunologischer Wirkungen, wobei die der Lektine am besten untersucht sind. Folgende Wirkmechanismen sind bislang bekannt:
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Makrophagenaktivierende Wirkung von Mistellektin I
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Freisetzung von Interleukin 1 und Interleukin 2 aus mononukleären Zellen
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Freisetzung von C-reaktivem Protein
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Freisetzung von TNF, IL-I, IL-2 durch Mistelpräparate
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Bildung von Anti-ML-Antikörper im Verlauf der Misteltherapie
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Freisetzung von Interleukin 6, Interleukin 8 durch Mistellektin I
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Beeinflussung der immunologischen Parameter durch Mistellektin I
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Induktion von CRP durch Mistellektin I
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Induktion von Interleukin 2-Rezeptoren auf den immunkompetenten Zellen
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Thymozyten-Proliferation und TH-Zellen-Anstieg in vivo
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Endorphin-Freisetzung
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Erhöhung der zytotoxischen Aktivität von Leukozyten bei Tumorpatienten.
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Induktion von H²O² im neutrophilen Granulozyten
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Aktivierung der Naturalkillerzellen
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Freisetzung des makrophagenstimulierenden Faktors
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Anstieg der Phagozytose-Aktivität der Granulozyten
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Inbibierung der Serotonin-Freisetzung im Sinne einer Modulation
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Hyperplasie des Thymus im Tierversuch
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Massive Aktivierung der eosinophilen Granulozyten
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Ausschüttung von sowohl zytotoxischen als auch immunregulierenden Faktoren aus den eosinophilen Granulozyten
Diese Aufzählung zeigt, welche immunwirksamen Mechanismen der Mistelpräparate heute schon bekannt sind. Die Forschung geht intensiv weiter und offenbart immer mehr interessante Inhaltsstoffe in den entsprechenden Präparaten.
Wichtig dabei ist zu wissen, dass es sich bei der stimulierenden Wirkung der Misteltherapie immer auch um eine modulierende handelt. Das heißt, dass vermindert sezernierte Immunbotenstoffe vermehrt gebildet und überhöhte auf Normalwerte heruntergedrückt werden.
Dies ist insofern von Bedeutung, als die Immunbotenstoffe in unterschiedlicher Konzentration unterschiedliche Wirkungen haben. So ist zum Beispiel das Interleukin 6 tumorzellfördernd, wenn es in überhöhten Dosierungen abgegeben wird. Insbesondere Melanomzellen, Ovarialkarzinom- und Kolonkarzinomzellen sowie Zellen des malignen Melanoms könnten dadurch stimuliert werden. Dies ist im Reagenzglas auch so nachgewiesen. Im lebenden Organismus zeigt sich jedoch eine modulierende Wirkung der Mistelpräparate, die dazu führt, dass das Interleukin 6 zum Beispiel von hohen auf sehr niedrige Werte gebracht wird und damit eine Tumorprogression ausgeschlossen werden kann. Bei Patienten unter Chemotherapie können zum Beispiel überhöhte Interleukin 6-Werte gemessen werden und bestimmte Zelllinien trotz Chemotherapie eine Progression aufweisen. Unter einer gleichzeitigen Misteltherapie kehrt das überhöhte Interleukin 6 in den Normbereich zurück, sodass für diese Patienten keinerlei Gefahr besteht.
Wie kann man sich die zytotoxische Wirkung der Mistelpräparate vorstellen?
Insbesondere der Wirkmechanismus der Lektine ist hierzu erforscht worden. Wir können heute nachweisen, dass die Mistellektine zwei aktive Zentren haben, mit denen sie an der Zelloberfläche andocken können. Ein Teil des Mistellektins dringt in die Zelle ein und blockiert im Bereich der Ribosomen die Eiweißsynthese. Dies hat weitere Auswirkungen auf die Mitochondrien, die als Energiewerk der Zelle gelten können. Weitere Folgewirkungen führen zu einer Fragmentation des Zytoskelettes und damit zur Auflösung der Zelle und der DNA. Man kann diese Wirkung deutlich verfolgen, wenn man Tumorzellen mit Lektinen behandelt.
Des Weiteren stimuliert die Mistel die immunkompetenten Zellen wie die Naturalkillerzellen, die dann Tumorzellen angreifen und abtöten können. Die Aktivierung und die Erhöhung der Zellzahl der Naturalkillerzellen unter einer Misteltherapie ist in mehreren Untersuchungen beschrieben worden.